Im WIR verbunden
... so lautet das Motto des diesjährigen Bürgerfestes des Bundespräsidenten.
Das WIR bedeutet Gemeinschaft, im Kleinen wie im Großen: In der Nachbarschaft, in Städten und Gemeinden, in einzelnen Bundesländern, deutschlandweit oder sogar länderübergreifend in der Europäischen Union. Denn auch die EU ist auf ein Miteinander angewiesen, um im Sinne der europäischen Bevölkerung handlungsfähig zu sein und zu bleiben.
Doch was denken die Menschen über Europa? Über die gegenwärtige Lage der EU, über Ihre Zukunft und die wichtigsten Herausforderungen der kommenden Jahre? Hierzu präsentiert eupinions, die unabhängige Plattform für europäische, öffentliche Meinung der Bertelsmann Stiftung, neueste Umfragedaten auf dem Bürgerfest.
Wir haben folgende Fragen gestellt:
1. Wenn Sie an die EU im Allgemeinen denken, würden Sie sagen, dass sich die Dinge derzeit in die richtige Richtung entwickeln?
2. Wie wird die EU Ihrer Meinung nach in 10 Jahren aussehen?
3. Stellen Sie sich vor, Sie könnten Aufgaben auswählen, auf die sich die Europäische Union in den kommenden Jahren konzentrieren soll. Welche sollten das sein?
Die Ergebnisse zeigen wir hier. Die Daten wurden im Juni 2023 erhoben und sind repräsentativ für die EU als Ganzes sowie für die sieben Mitgliedstaaten Belgien, Deutschland, Frankreich, Italien, die Niederlande, Polen und Spanien.
Starke aber abnehmende Unzufriedenheit mit der EU
Die Bevölkerung in Europa ist nicht allzu zufrieden mit der Europäischen Union: Die absolute Mehrheit (im EU-Durchschnitt 56 %) gibt an, dass sich die Dinge ihrer Meinung nach nicht in die richtige Richtung entwickeln.
In Deutschland und Belgien stellen die Menschen der EU mit 58 %, die dies glauben, sogar ein minimal schlechteres Zeugnis aus. Die unzufriedensten EU-Bürger:innen sind mit 60 % in Frankreich und den Niederlande zu finden, die vergleichsweise zufriedensten in Polen (51 %) und Spanien (52 %).
Dieses doch recht negativ wirkende Bild relativiert sich allerdings, wenn man die Entwicklung der Antworten über die Zeit betrachtet: Diese Frage gehört zu unseren eupinions Trends – wir stellen sie regelmäßig seit Mitte 2015. Damals standen die Menschen der EU wesentlich negativer gegenüber als jetzt. Ursprünglich meinten lediglich 28 %, dass die EU sich in die richtige Richtung bewegen würde.
Dieser positive Trend könnte ein Zeichen dafür sein, dass sie es tut.
Mehrheitlich verstärkte Zusammenarbeit in der EU erwartet
Viele der Befragten gehen davon aus, dass sich die EU in den nächsten 10 Jahren verändern wird: EU-weit meinen jeweils um die 30%, dass es einige Länder mit verstärkter Zusammenarbeit geben wird, wohingegen andere Mitgliedstaaten auf Distanz bleiben (31 %) bzw. dass weitere Mitglieder die Union verlassen könnten (29 %).
Dass die EU gar nicht mehr existiert, können sich allerdings nur 10 % vorstellen. Rund ein Viertel (24 %) geht davon aus, dass alles beim Alten bleibt, wohingegen nur 6 % die Vereinigten Staaten von Europa für möglich halten.
Für die Deutschen ist es mit 39 % am wahrscheinlichsten, dass es einen inneren und einen äußeren Kreis geben wird. In Frankreich rechnet die Bevölkerung vor allem mit weiteren Austritten nach dem Brexit (36 %). Spanier:innen vertrauen am ehesten darauf, dass sich die EU nicht wesentlich verändern wird (35 %); eine Auflösung des Staatenbundes halten lediglich 5% für wahrscheinlich.
Friedenssicherung als wichtigste Aufgabe für die EU
Friedenssicherung (mit 45 % auf Platz 1) sollte für die Europäer:innen die drängendste Aufgabe der EU sein, gefolgt vom Schutz der Bürgerrechte (auf Platz 2, 39 %), dem Stoppen des Klimawandels sowie der Steuerung der Migration (jeweils auf Platz 3 mit 36 %).
Vor allem der Bevölkerung in Deutschland (57 %), Polen (56 %) und den Nieder-landen (44%) ist Friedenssicherung besonders wichtig. In Spanien möchte man vorrangig die Gesundheitsversorgung gesichert (44 %) und die Bürgerrechte geschützt (42 %) wissen. Letzteres steht auch für die Belgier:innen (mit 39 %) im Vordergrund. In Frankreich und Italien hingegen dominiert der Wunsch nach Steuerung von Migration (41 bzw. 39 %). Die Herausforderung den Klimawandel zu stoppen wird von fast allen betrachteten Mitgliedstaaten als essentiell eingestuft: sie rangiert zwischen Rang 2 und 3 – außer in Polen, wo diese Problematik lediglich den 6. Platz einnimmt.
Über eupinions
eupinions ist eine unabhängige Plattform für europäische, öffentliche Meinung. Wir erheben, analysieren und kommentieren Einstellungen der europäischen Öffentlichkeit zu politischen Themen und Megatrends.
Vier Mal jährlich befragen wir über 12.000 europäische Bürger:innen in allen 27 EU-Staaten in 22 Sprachen.
Die gewonnenen Erkenntnisse sind repräsentativ mit Blick auf Alter, Geschlecht, Bildung und Land/Region.
eupinions ist ein Projekt der Bertelsmann Stiftung. Die Daten werden in Zusammenarbeit mit Latana erhoben.
Besuchen Sie unsere Website http://eupinions.eu für weitere Informationen!
eupinions arbeitet mit einer Vielzahl von europäischen Partnern zusammen. Diese Daten wurden auf dem Bürgerfest den Bundespräsidenten 2023 präsentiert.
Anmerkung zur Methodik
Die in diesem Bericht analysierten Stichproben hat Latana im Juni 2023 (n=13.322) in allen 27 EU-Mitgliedstaaten gezogen, wobei die aktuelle Bevölkerungsverteilung in Bezug auf Alter (16-70 Jahre), Geschlecht und Region/Land berücksichtigt wurde. Um repräsentative Ergebnisse zu erhalten, wurden die Daten auf der Grundlage der neuesten Eurostat-Statistiken gewichtet.
Alle Hinweise auf Unterschiede zwischen den Ländern in diesem Bericht beziehen sich nur auf die sieben Länder mit ausreichend großen Stichproben: Belgien, Deutschland, Frankreich, Italien, die Niederlande, Polen und Spanien. Bei einer Stichprobe dieses Umfangs und unter Berücksichtigung des Design-Effekts beläuft sich die Fehlermarge auf 1 % bei einem Konfidenzniveau von 95 %.