eupinions Trends / Demokratiezufriedenheit im Land
Wie zufrieden sind Sie mit der Art und Weise, wie die Demokratie in Ihrem Land funktioniert?
Zufrieden (sehr + eher zufrieden).
Daniela Schmidt
... so lautet das Motto des diesjährigen Bürgerfestes des Bundespräsidenten.
In Deutschland üben derzeit rund 29 Millionen Menschen oder 39,7 % der Bevölkerung ein Ehrenamt aus (BMI 2025) und gehören damit zum „Motor der Demokratie“ (BMI 2025a). Sie bringen sich ein, im Kleinen wie im Großen - in der Nachbarschaft, in Städten und Gemeinden, landesweit oder sogar international.
Zahlreiche Studien bestätigen die Wichtigkeit ehrenamtlichen Engagements als wertvollen Beitrag für das Gemeinwohl, denn eine starke Demokratie braucht eine engagierte Gesellschaft, die sie aktiv mitgestaltet.
Doch was denken die Menschen in Deutschland, in anderen EU-Mitgliedstaaten oder der Europäischen Union insgesamt über das Land, in dem sie leben? Hierzu präsentiert eupinions, die unabhängige Plattform für europäische öffentliche Meinung der Bertelsmann Stiftung, ihre Umfragedaten auf dem Bürgerfest.
Wir haben folgende Fragen gestellt:
1. Wie zufrieden sind Sie mit der Art und Weise, wie die Demokratie in Ihrem Land funktioniert?
2. Wenn Sie an Ihr Land im Allgemeinen denken, würden Sie sagen, dass sich die Dinge derzeit in die richtige Richtung entwickeln?
Die Ergebnisse zeigen wir hier.
Da beide Fragen zu unseren eupinions Trends gehören, die wir seit zehn Jahren regelmäßig mehrmals pro Jahr stellen, können wir sowohl auf aktuelle Daten (Juni 2025) schauen als auch auf Veränderungen der öffentlichen Meinung im Laufe der Zeit (2015 bzw. 2016 – 2025).
Die Gesamtbevölkerung der Europäischen Union ist recht zwiegespalten in der Einschätzung ihrer Demokratie: 48 % sind zufrieden mit ihrem Land, 52 % nicht. Deutschland liegt mit 60 % (18 % sehr, 42 % eher zufrieden) vs. 40 % (24 % eher, 16 % sehr unzufrieden) weit über diesem Durchschnitt. Noch positiver gestimmt sind lediglich die Menschen in Portugal (65 vs. 35 %), am negativsten eingestellt ist man in Frankreich (38 vs. 62 %).
Hierzulande sind Männer etwas zufriedener als Frauen, was der EU-Tendenz folgt. Stadt- und Landbevölkerung liegen ungefähr gleichauf (Differenz lediglich 1 %, EU-weit 4 %). Interessant ist der Vergleich in den Altersgruppen: Während in Deutschland die Zufriedenheit mit der eigenen Demokratie mit höherem Alter stetig zunimmt (von 55 % unter den 18- bis 25-Jährigen bis 62 % bei den 56- bis 69-Jährigen), sind die Umfragewerte aus der ganzen Europäischen Union recht ausgeglichen (51% vs. 49% in den beiden Randgruppen).
Insgesamt auffällig bei der EU-weiten Stimmungslage bleibt die durch alle Untergruppen (Geschlecht, Wohnort und Alter) stabile Menge der sehr Unzufriedenen – sie nimmt mit ca. 27% über ein Viertel der Befragten ein.
Wie zufrieden sind Sie mit der Art und Weise, wie die Demokratie in Ihrem Land funktioniert?
Zufrieden (sehr + eher zufrieden).
Betrachtet man die Veränderungen der öffentlichen Meinung im Laufe der Zeit, so zeigt sich Deutschland im Vergleich zur EU über die gesamten zehn Jahre als durchweg positiver eingestellt. Kein einziges Mal sinkt die Zufriedenheit der Deutschen auf den Unionswert herab, von zwei (03/2024) bis zu 18 Prozentpunkte (03/2017) Unterschied sind auszumachen. Aktuell geht die Tendenz hierzulande nach einer längeren Phase auf gleichbleibendem Niveau (ca. 55 %, von 09/2023 bis 12/2024) wieder etwas aufwärts (58 % 03/2025, 60 % 06/2025).
Eine Umfrage der Deutschen Stiftung für Engagement und Ehrenamt (2023) legt nahe, dass Ehrenamtliche, die sich dauerhaft für das Gemeinwohl engagieren, deutlich zufriedener mit der Demokratie in ihrem Land sind. Ihre aktive Teilhabe, ihre Gestaltungsmöglichkeiten und das daraus erwachsende Gefühl der Selbstwirksamkeit würden somit nicht nur der Gesellschaft helfen, sondern auch in eine positivere Wahrnehmung des politischen Systems resultieren.
Daher möchten wir das Publikum auf dem Bürgerfest nach seiner Einschätzung befragen. Das Ergebnis dieser kleinen, nicht repräsentativen Erhebung präsentieren wir anschließend hier.
Die Frage danach, ob sich die Dinge im eigenen Land in die richtige Richtung entwickeln, verneinen die Europäer:innen im Juni 2025 übereinstimmend mit großer Mehrheit - EU-weit 69 %. Gemeinsam mit Portugal sind die Menschen in Deutschland im Vergleich am wenigsten pessimistisch (61 %) und die in Frankreich am meisten (79 %).
Auch bei dieser Frage setzen sich die bereits aufgezeigten Trends fort: Hierzulande sind Männer etwas optimistischer als Frauen (41 vs. 37 %), was der EU-Tendenz (34 vs. 28 %) folgt. Stadt- und Landbevölkerung liegen ungefähr gleichauf (keinerlei Differenz in DE, EU-weit 2 %). Vergleicht man die Einstellung der Altersgruppen, so fällt auf, dass in Deutschland die jungen Leute (18- bis 25-Jährige) sowie die Älteren (56-69 Jahre) mit 43 bzw. 41 % am ehesten positiv auf das aktuelle Geschehen blicken. In der Europäischen Union insgesamt gilt dies lediglich für die jüngste Altersgruppe (42%); 56- bis 60-Jährige liegen nur bei 30%. Die Generation X (46-55-Jährige) ist in Deutschland sowie EU-weit derzeit am kritischsten; nur 33 vs. 27% sehen die richtige Richtung anvisiert.
Wenn Sie an Ihr Land im Allgemeinen denken, würden Sie sagen, dass sich die Dinge derzeit in die richtige Richtung entwickeln?
Ja, die Dinge entwickeln sich in die richtige Richtung.
Ein genauerer Blick auf die Veränderung der Antworten über die letzten zehn Jahre offenbart zwei Dinge: Zum einen die Negativität, die sich durchweg manifestiert; nur ganz vereinzelt überwiegt die Zustimmung zu aktuellen Entwicklungen. Zum anderen zeigen sich im Zeitverlauf recht große Schwankungen; der EU-Wert weist eine Spanne von 24-40 % bei den Zustimmungswerten auf, Deutschland mit 23-59 % sogar noch eine größere. Ende 2024 befanden sich beide wieder auf einem relativen Tiefpunkt (DE 25 %, EU 27 %), seitdem ist eine klare positive Tendenz erkennbar. Die Deutschen haben sogar den EU-Durchschnitt erneut hinter sich gelassen und der Abstand vergrößert sich. Im März 2025 billigten 30% die derzeitigen Entwicklungen (EU-weit 28 %), im Juni 2025 bereits 39 % (EU-weit 31 %). Dieser Trend könnte ein Zeichen dafür sein, dass sich öffentliche Meinung und Politik wieder annähern.
eupinions ist eine unabhängige Plattform für europäische öffentliche Meinung. Wir erheben, analysieren und kommentieren Einstellungen der europäischen Öffentlichkeit zu politischen Themen und Megatrends.
Vier Mal jährlich befragen wir über 12.000 europäische Bürger:innen in allen 27 EU-Staaten in 22 Sprachen. Die gewonnenen Erkenntnisse sind repräsentativ mit Blick auf Alter, Geschlecht, Bildung und Land/Region.
eupinions ist ein Projekt der Bertelsmann Stiftung. Die Daten werden in Zusammenarbeit mit Latana erhoben.
Besuchen Sie unsere Website http://eupinions.eu für weitere Informationen!
eupinions arbeitet mit einer Vielzahl von europäischen Partnern zusammen. Diese Daten wurden auf dem Bürgerfest den Bundespräsidenten 2025 präsentiert.
Die aktuellsten in diesem Bericht analysierten Stichproben hat Latana im Juni 2025 (n=16.904) in allen 27 EU-Mitgliedstaaten gezogen, wobei die aktuelle Bevölkerungsverteilung in Bezug auf Alter (18-69 Jahre), Geschlecht und Region/Land berücksichtigt wurde. Um repräsentative Ergebnisse zu erhalten, wurden die Daten auf der Grundlage der neuesten Eurostat-Statistiken gewichtet.
Alle Hinweise auf Unterschiede zwischen den Ländern in diesem Bericht beziehen sich nur auf die acht Länder mit ausreichend großen Stichproben: Belgien, Deutschland, Frankreich, Italien, die Niederlande, Polen, Portugal und Spanien.
Bei einer Stichprobe dieses Umfangs und unter Berücksichtigung des Design-Effekts von 1,47 beläuft sich die Fehlermarge auf 0,9 % bei einem Konfidenzniveau von 95 %.